Grundschüler in Rauental erarbeiten Smartphone-Regeln für die Familie
Die Badischen Neuesten Nachrichten berichten über Cybermobbing in Grundschulen.
Cybermobbing ist schon in Grundschulen ein großes Thema. Die Schulleitung in Rauental hat sich Hilfe von Experten geholt, die Schulordnung erweitert und Eltern und Schüler befragt. Eines der Ergebnisse: Kinder wünschen sich mehr handyfreie Zeit.
Ihren Wunsch teilt die neunjährige Sarah mit vielen Mitschülern in der vierten Klasse der Grundschule Rauental: „Beim Essen sind keine Handys auf dem Tisch“, hat sie in ein kleines, selbst gebasteltes Büchlein geschrieben und auch gleich noch das passende Bildchen dazu gemalt. Auf weiteren Seiten ist zu lesen, dass Handys bei den Hausaufgaben tabu sind, die Handyzeit pro Tag begrenzt wird und das Smartphone nachts nichts im Kinderzimmer zu suchen hat.
Nachts hat das Smartphone im Kinderzimmer nichts zu suchen
„Wir wollen Schüler und Eltern früh für das Thema Handy und die dadurch ausgehenden Gefahren sensibilisieren“, berichtet Schulleiterin Pia Asmus und freut sich, dass die Grundschule Rauental nun als erste Grundschule in der Region vom „Bündnis gegen Cybermobbing“ zertifiziert wurde. Was in weiterführenden Schulen bereits seit einigen Jahren gemacht wird, ist nun auch in den Grundschulen angekommen. Für Asmus ein logischer Schritt: „Die Kinder kommen immer früher in Kontakt mit dem Internet. Deshalb ist uns ein sensibler Umgang damit wichtig“, berichtet sie.
Wie wird das Internet in der Freizeit genutzt?
Viele Schüler haben heute schon in der Grundschule ihr eigenes Handy, einige sogar ein Smartphone. Dass dieses auf dem Schulgelände ausgeschaltet im Schulranzen bleiben muss, ist für alle klar. Pia Asmus und ihren Kolleginnen geht es deshalb vor allem darum, wie das weltweite Netz in der Freizeit genutzt wird.
In Peter Sommerhalter vom „Bündnis gegen Cybermobbing“ hat sich die Grundschule Rauental professionelle Hilfe geholt. Er sensibilisierte das Kollegium ebenso wie die Schüler und deren Eltern für das wichtige Thema Cybermobbing.
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Denn Gefahren lauerten oft auch dort, wo sie viele Erwachsene auf Anhieb gar nicht vermuten. „Youtube ist ganz klar nichts für Kinder“, sagt Sommerhalter und hat mit dieser Aussage viele Eltern überrascht. Denn zwischen vermeintlich für Kinder geeigneten Filmen werden Werbespots gezeigt, die gar nicht kindgerecht sind.
Die Regeln gelten auch für die Eltern
Entsprechend gab es in den Klassen zwei bis vier der Grundschule Rauental ebenso wie bei einem Elternabend zum Thema Cybermobbing großen Redebedarf. Peter Sommerhalter rät allen Eltern, ihren Nachwuchs das Smartphone nur gemeinsam mit Erwachsenen nutzen zu lassen. Ebenso sei wichtig, klare Regeln für die Nutzung festzulegen. „Diese müssen dann aber für alle Familienmitglieder gelten, was für die Erwachsenen oft schwieriger als für die Kinder ist“, hat Sommerhalter festgestellt.
Pia Asmus stellt klar, dass die Nutzung des Smartphones für die Grundschüler heute schon oft zum Alltag gehöre und das Erlernen von Medienkompetenz wichtig ist. Gerade deshalb sei es zielführend, feste Vereinbarungen zwischen Eltern und Kindern zu treffen. „Eine Stunde am Tag ist vollkommen ausreichend“, sagt die Schulleiterin und verweist darauf, dass es zahlreiche Apps gibt, mit der sich die Bildschirmzeit leicht steuern lässt.
Schüler wünschen sich mehr Familienzeit ohne Handy
Die Handynutzungsregeln für die eigene Familie haben die Rauentaler Grundschüler in einem kleinen Buch zusammengefasst, das den Eltern auf einem Elternabend präsentiert wurde. Dabei kam oft der Wunsch auf, dass die Familie mehr Zeit ohne Handy beispielsweise bei gemeinsamen Ausflügen oder gemeinsamen Spielen verbringt.
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„Die Schüler haben ihren Eltern klar einen Spiegel vorgehalten“, berichtet Asmus und nennt einen weiteren wichtigen Punkt zum Umgang mit dem Smartphone: So sollte beim Fernsehen nicht gleichzeitig auch noch im Internet gesurft werden, denn einem Medium zu folgen reicht absolut.
Als nun zertifizierte „Schule gegen Cybermobbing“ wurde in Rauental die eigene Schulordnung erweitert, die den Umgang mit dem Handy im Schulhaus und auf dem Gelände regelt. Denn rund 80 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen haben mittlerweile ein eigenes Handy.
80 Prozent haben ein eigenes Handy
Der Umgang damit will gelernt sein und so wissen die Rauentaler Grundschüler mittlerweile, welche Alternativen es zu Whatsapp und Co gibt.
Eine davon ist ganz altmodisch und komplett offline: Sich einfach mit guten Freunden treffen und zu Hause oder draußen gemeinsam spielen. Das mache, so Pia Asmus, allen immer noch am meisten Spaß. Und schließlich gehöre es zum sensiblen Umgang mit dem Handy einfach dazu, das gute Gerät einfach mal nicht zu nutzen.