Immer mehr Erwachsene Opfer von Cybermobbing
Private Fotos stehen plötzlich im Netz, Beleidigungen anonym per E-Mail oder aufs Smartphone …
Cybermobbing sind die Bloßstellung und Schikanen mittels elektronischer Medien.
Bislang litten vor allem Schüler und Teenager unter virtuellen Angriffen. Laut der Studie „Mobbing und Cybermobbing bei Erwachsenen” nimmt Cybermobbing aber auch bei Erwachsenen deutlich zu.
8,1 Prozent der befragten Erwachsenen gaben an, von Cybermobbing betroffen zu sein (Stand: November 2013). Das liege unter anderem daran, dass inzwischen eine Generation herangewachsen sei, die mit Internet und Smartphone groß geworden und damit viel vertrauter sei.
„Wir werden es künftig erleben, dass die Zahl der ‚klassischen‘ Mobbingfälle zurückgeht. Dafür wird Cybermobbing häufiger werden.”
Uwe Leest vom Bündnis gegen Cybermobbing
Das höchste Cybermobbingrisiko haben mit 12 Prozent Schüler, Studenten oder Auszubildende.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie
- Mobbing und Cybermobbing werden als stark zunehmendes gesellschaftliches Problem wahrgenommen.
- 28 Prozent der Befragten waren schon einmal Opfer von Mobbing und 8 Prozent Opfer von Cybermobbing.
- Frauen sind besonders häufig von Mobbing betroffen.
- Fast 40 Prozent der Mobbingattacken dauern länger als ein Jahr, zwei Drittel der Cybermobbing-Attacken umfassen einen Zeitraum zwischen einem und drei Monaten.
- Mobbing ist nicht nur ein Phänomen der Arbeitswelt: Fast ein Drittel der Vorfälle werden im privaten Umfeld registriert.
Die häufigsten Formen des Cybermobbings sind Beschimpfungen und Beleidigungen im Internet (74 Prozent). Danach folgen die digitale Verbreitung von Lügen und Gerüchten (68 Prozent) sowie Hänseleien (65 Prozent). Bei der Hälfte aller Vorfälle wurden die Opfer unter Druck gesetzt, erpresst oder bedroht. Bei 27 Prozent der Betroffenen wurden unangenehme oder peinliche Fotos bzw. Videofilme ins Internet gestellt.
Das Problem: Sind diese Inhalte erst im Netz, ist es fast unmöglich, sie wieder zu entfernen.
Gravierende Folgen
Häufigste „normale“ Mobbinghandlungen (83 Prozent) sind der Studie zufolge Ausgrenzung bzw. Isolierung, massive und ungerechte Kritik sowie die Verbreitung von Gerüchten. In weiteren ca. 80 Prozent der Fälle werden die Opfer gestichelt und gehänselt oder als unfähig dargestellt.
Die Folgen sind für viele Menschen gravierend und wirken sich massiv auf ihre Lebensqualität aus. Knapp die Hälfte der Betroffenen klagt über Persönlichkeitsveränderungen und Depressionen. 10 Prozent stufen sich aufgrund des Mobbing sogar als selbstmordgefährdet ein!
Extreme Kosten
Zwei Drittel der Betroffenen will sogar den Arbeitsplatz wechseln, zudem sind öfter krank und ein Drittel muss wegen Angstzuständen, Panikattacken, Gefühlen von Hilflosigkeit und Paranoia ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen.
Aber auch mangelndes Selbstbewusstsein und Depressionen gehören zu den Beschwerden.
In Deutschland sollen eine Million Erwerbstätige betroffen sein. Die Kosten werden auf 15 bis 50 Milliarden Euro an direkten (z.B. Krankheitsbehandlungen) und indirekten Kosten (z.B. durch Produktionsausfälle) geschätzt.