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Happy Slapping

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Wenn das Smartphone zur Waffe wird
Hierbei handelt es sich um eine Form des Gewaltphänomens, bei dem Jugendliche ihre körperlichen Überlegenheit ausnutzen, um Faustschläge, Kopfstöße, Fußtritte oder ähnliches gegen meist unterlegene oder meist wehrlose Personen auszuführen und diese Taten auf Video aufzunehmen, um sie dann im Internet zu verbreiten.
Happy Slapping kann verschiedene Formen annehmen, wie beispielsweise Schläge, Tritte, sexuelle Übergriffe oder auch das Zerstören von Eigentum. Die Tat wird oft als „lustig“ oder „cool“ angesehen und dient dem Zweck, Aufmerksamkeit und Beliebtheit zu erlangen.
Oft sind es Kinder, Jugendliche oder Heranwachsende, die sich diese Videos herunterladen, per Handy austauschen oder Freunden und Bekannten zeigen. Im Gegensatz dazu geht es bei „Snuff-Videosequenzen“ um Darstellungen realer oder inszenierter Morde, Hinrichtungen, Folterungen und schwerer Vergewaltigungen, deren strafrechtliche Einordnung hier jedoch außer Betracht bleibt.

Wie jede neue technische Errungenschaft bringt auch das Handy sowohl Fluch als auch Segen mit sich. Während es unser Leben erleichtert, kann es auch sehr gefährlich sein, insbesondere in den Händen von Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen. Mobiltelefone sind längst keine reinen Telefone mehr, sondern zu multifunktionalen Geräten geworden, die ständig weiterentwickelt werden. Besonders seitdem Hersteller Jugendliche als Zielgruppe entdeckt haben, sind sie zu einem Statussymbol geworden. Für Kinder und Jugendliche geht es dabei weniger um das Telefonieren, sondern vielmehr um die „Zusatzfunktionen“, wie Musik, Fotos, Videos und Kommunikation.

Der Charakter der Unterhaltungsmedien hat sich in den letzten Jahren rasch geändert. Mobiltelefone und das Internet bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, aktiv die Unterhaltungslandschaft mitzugestalten. Durch selbstgedrehte Videoclips können sie Anerkennung gewinnen, aber es gibt auch die Tendenz, Gewaltszenen selbst oder mit Freunden zu drehen und Gewalt gegen völlig unbeteiligte Menschen abzufilmen. Gerade durch das sogenannte „Happy Slapping“ können Jugendliche in ihrem unmittelbaren Umfeld oder ihrer Peer Group Aufmerksamkeit erregen und zu einer kleinen Berühmtheit werden.

In der Arbeit mit Jugendlichen zum Thema „Happy Slapping“ muss daher auf zwei Ebenen gearbeitet werden: Sowohl der Umgang mit neuen Medien muss erlernt als auch die Haltung zu Gewalt und Pornografie besprochen werden. Technische Interventionen sind weder möglich noch wünschenswert. Das Bild- und Tonmaterial wird hauptsächlich aus dem Internet heruntergeladen. Aufgrund der globalen Vernetzung ist das Problem auch nicht durch die Sanktionierung nationaler Anbieter und Server lösbar.

Wir sind daher in der Pflicht, uns dem persönlichen Gespräch zu stellen und es immer wieder zu suchen, um dem Phänomen durch Aufklärung, Verständnis und Einsicht entgegenzuwirken. Präventionsarbeit darf dabei nicht lediglich als Reaktion begriffen werden. Jüngstes Beispiel, das für viel Aufsehen gesorgt hat:

13-Jährige treten 14-Jährige auf Bahnsteig krankenhausreif.

Das Opfer wurde von den beiden Angreiferinnen attackiert und am Boden liegen gelassen, während es immer wieder getreten wurde. Der Vorfall wurde von Umstehenden gefilmt, die nicht eingriffen, um dem Opfer zu helfen. Dies ist nicht der erste Fall dieser Art. Ein kürzlich im Internet veröffentlichtes Video zeigt die brutalen Szenen, die sich auf dem Bahnsteig in der baden-württembergischen Stadt Rastatt ereigneten. Die minderjährigen Angreiferinnen sind bereits polizeibekannt und werden möglicherweise auch für ähnliche Schlägereien am vergangenen Wochenende verantwortlich sein. In allen Fällen wurde nicht einmal der Notruf gewählt.

Neben der rohen Gewalt ist auch das Verhalten der Umstehenden schockierend. Statt zu helfen, filmten sie das Geschehen nur. Die Tat wurde von der Polizei als gefährliche Körperverletzung, unterlassene Hilfeleistung und Verletzung von Persönlichkeitsrechten eingestuft.

Ähnliche Vorfälle haben sich bereits im vergangenen November ereignet. In beiden Fällen haben zwei Mädchen eine 14-Jährige angegriffen und auf sie eingeschlagen. Auch hier haben die Umstehenden nicht eingegriffen und keinen Notruf gewählt. Es ist wichtig, dass wir uns als Gesellschaft gegen diese Form der Gewalt engagieren und Jugendliche über die Konsequenzen ihres Handelns aufklären. Auch müssen wir als Gesellschaft dafür sorgen, dass Opfer von Happy Slapping nicht alleine gelassen werden und die notwendige Unterstützung erhalten.